Details der Nackenfaltenmesung
Normalerweise werden während einer Schwangerschaft nur zwei Ultraschalluntersuchungen als diagnostische Messungen für eventuelle Fehlentwicklungen durchgeführt. Mit Hilfe des Ultraschalls ist es sehr einfach möglich das Innere der Gebärmutter auf einem Monitor in Echtzeit abzubilden. Zudem geben die beiden Untersuchungen einen Hinweis auf die körperliche Entwicklung des Ungeborenen, ob das Baby genügend Nährstoffe durch die Nabelschnur erhält und ob die Organe richtig entwickelt sind. In der Regel werden diese Pflichtuntersuchungen zwischen der 11. und 14. Schwangerschaftswoche (SSW) sowie zwischen der 20. und 23. Woche durchgeführt. Viele Ärtze nehmen zusätzlich noch eine dritte Ultraschalluntersuchung zwischen der 30. und 34. SSW vor, die Details über die Lage des Kindes im Hinblick auf die spätere Geburt gibt. Wenn es der Arzt oder die Ärztin für angebracht hält, werden jedoch meist noch zusätzliche Ultraschalluntersuchungen verordnet. Die Nackenfaltenmessung nimmt hier jedoch eine Sonderrolle ein.
Weshalb wird die Nackenfaltenmessung durchgeführt ?
In den ersten Wochen der Schwangerschaft entstehen beim ungeborenen Baby das Lymphsystem sowie die Nieren. Bis diese Organe vollständig ausgewachsen sind, kann der Embryo seine im Körper anfallenden Flüssigkeiten noch nicht ausscheiden. Aus diesem Grund sammelt sich bei allen Ungeborenen zu Beginn der Schwangerschaft im Nacken – zwischen Haut und Weichteilen – eine Flüssigkeit an. Diese Ansammlungen, die eigentlich besser ausgeschieden werden sollten, sind für das Kind völlig harmlos. Haben die Nieren und das Lymphsystem ihre Arbeit vollständig aufgenommen, wird diese Flüssigkeitsansammlung schrittweise reduziert bis sie irgendwann völlig verschwunden ist.
Wann und wie wird die Nackenfaltenmessung durchgeführt ?
Die Ansammlung von Flüssigkeit am Nacken des Ungeborenen lässt sich meist ab der 11. Schwangerschaftswoche per Ultraschall eindeutig identifizieren. Die Falten im Nacken, welche die Flüssigkeit speichern, werden per Ultraschall meist transparent also durchsichtig dargestellt. Aus diesem Grund wird die Nackenfaltenmessung auch oft als Nackentransparenzmessung bezeichnet. Ab der 14. Schwangerschaftswoche wird die Ansammlung der Flüssigkeit durch die nun völlig ausgebildeten Nieren und das Lymphsystem reduziert und schließlich komplett abgearbeitet. Somit kann eine Nackenfaltenmessung ab der 14. SSW kein brauchbares Ergebnis mehr liefern. Die Nackenfaltenuntersuchung wird wie eine normale Ultraschalluntersuchung durchgeführt. Der Arzt kann je nach Lage des Kindes entweder durch die Scheide oder über die Bauchdecke der Mutter die Messung durchführen. Beide Varianten lieferen annähernd das selbe Ergebnis. Alle Mediziner, die eine Nackentransparenzmessung durchführen, benötigen eine vorhergende Weiterbildung für die berechtigte Messung der Nackenfalte. Weiterhin bedarf es eines speziellen Ultraschallgerätes, dass die feinen Erhebungen der Nackenfalte genau wahrnimmt. Bei diesen Geräten handelt es sich überwiegend um spezielle 2D-Geräte und nicht um 3D oder gar 4D-Geräte.
Was genau misst die Nackenfaltenmessung ?
Die Nackenfaltenmessung misst die Dicke der Wasseransammlungen in der sogenannten Nackenfalte. Gesunde Föten haben meist eine Nackenfalte (Nackentransparenz) in der Stärke von 1,0 mm bis 2,5 mm. Liegt der Wert ihres Babys in diesem Bereich, ist voraussichtlich mit keiner Anomalie oder einer anderen Komplikation zu rechnen. Überschreitet der Wert jedoch die 2,5 mm kann dies bedeuten, dass ihr Kind unter einer Behinderung wie Autismus oder dem Down-Syndrom leidet. Auch andere Erkrankungen der Chromosomen, ein Herzfehler oder andere Fehlbildungen sind theoretisch möglich, auch wenn das Ergebnis der Nackenfaltenmessung noch keinen letztendlichen Beweis hierfür darstellt. Viele Kinder mit auffälligen Messwerten werden völlig gesund geboren. Allerdings haben auch ca. 20 Prozent aller Föten mit Down Syndrom während der Messung keine verdickte Nackenfalte. In jedem Fall sollten bei auffälligen Werten aber weitere Untersuchungen in Abstimmung mit dem Arzt durchgeführt werden.
Was sollte getan werden, wenn die Messung nicht wie erwartet ausfällt?
Bei einer verdickten Nackenfalte sollte nicht sofort davon ausgegangen werden, dass das Kind behindert sein wird. Die Wasseransammlungen können sich auch im Laufe der Zeit wieder von alleine zurück entwickeln. Bei einem Wert größer als 2,5 mm besteht jedoch der Verdacht und es empfiehlt sich eine eingehende Beratung seitens des Arztes. Weiterhin sind weitere Untersuchungen zu empfehlen. Hierzu zählen:
- ein Triple Test (wird meist in Kombination mit der Nackenfaltenmessung durchgeführt)
- ein FisH-Test
- eine Amniozentese (Fruchtwasseruntersuchung)
- eine Chorionzottenbiopsie
- eine Nabelschnurpunktion
Die sichere Gewissheit über eine tatsächlich vorherrschende Erkrankung der Chromosomen kann letztendlich nur eine Analyse der Chromosomen liefern. Hierzu werden meist über die drei zuletzt genannten Untersuchungen Zellen vom ungeborenen Baby entnommen.
Wenn es um die Erkrankung von Chromosomen geht, sollte in jedem Fall ein dazugehöriges Beratungsgespräch mit dem behandelnden Arzt stattfinden. Hier muss der Arzt oder die Ärztin, die Schwangere bzw. das Elternpaar darauf aufmerksam machen, dass es für Erkrankungen der Chromosomen derzeit keine Heilung des eigentlichen Chromosomenfehlers gibt sondern nur eine Vielzahl an Behandlungsmöglichkeiten zur Linderung der Symptome. Gleichfalls sollte der Arzt die Eltern auf die Annahme eines Kindes mit Besonderheiten vorbereiten. Zudem ist es seine Pflicht die Betroffenen über weitere Alternativen wie eventuell mögliche Operationen am Ungeborenen, die spätere Freigabe des geborenen Kindes zur Adoption, die Abgabe in ein Pflegeheim oder den Schwangerschaftsabbruch zu informieren. Falls ihr Kind tatsächlich ein schwerwiegendes Gesundheitsproblem hat, sollten Sie sich auch für ihre eigene Unterstützung in die hilfreichen Hände einer professionellen Beratung begeben.