Fruchtwasseruntersuchung
Unter einer Fruchtwasseruntersuchung (Amniozentese) versteht man eine Entnahme von Fruchtwasser aus der Fruchtblase mit Hilfe einer langen, dünnen Spritze durch die Bauchdecke. Das Setzen der Nadel wird meist als schmerzlos in einigen Fällen als leichter Schmerz beschrieben. Für schmerzempfindliche Menschen wird daher die Möglichkeit einer lokalen Betäubung angeboten. Das entnommene Fruchtwasser wird daraufhin analysiert um weitere Erkenntnisse über den Gesundheitszustand des ungeborenen Babys zu erlangen. Die tiefgehende Analyse kann mit einem sehr hohen Wahrscheinlichkeitsgrad wirklich treffsichere Ergebnisse liefern, da die im Fruchtwasser befindlichen fetalen Zellen (Zellen des ungeborenen Babys) alle benötigten Informationen liefern. Eine Fruchtwasserentnahme gehört nicht zu den normalen Vorsorgeuntersuchungen einer Schwangerschaft und erfolgt meist nur wenn ein
Verdacht auf eine mögliche Erkrankung oder Anomalität besteht. Dieser Verdacht entsteht beispielsweise wenn das Ergebnis eines vorhergehenden Bluttests auffällig ausfiel oder in der Familie des Kindes bereits Erbkrankheiten oder Fehlbildung aufgetreten sind. Eine Fruchtwasseruntersuchung wird meist frühestens ab der 13. Schwangerschaftswoche durchgeführt, da frühere Furchtwasserentnahmen als Auslöser einer möglichen Frühgeburt einem zu hohen Risiko unterliegen. Nur in dringenden Fällen oder auf ausdrücklichen Wunsch der Eltern kann die Fruchtwasseruntersuchung vorgezogen werden. Oft wird die Untersuchung erst nach dem dritten Monat durchgeführt, da ab diesem Zeitpunkt noch mehr Informationen im Fruchtwasser verfügbar sind.
Wie funktioniert eine Fruchtwasseruntersuchung ?
Bei einer Fruchtwasseruntersuchung handelt es sich um eine einfache, recht rasch durchgeführte Untersuchung, die meist nicht mehr als eine Viertelstunde dauert und somit ambulant durchgeführt wird. Trotzdem sollte sich die Mutter nach der Entnahme für mindestens 2 Tage erholen und möglichst Bettruhe bewahren. Vor der Fruchtwasserentnahme lokalisiert der Frauenarzt per Ultraschallmessung die Organe der Schwangeren als auch den Fötus in der Gebärmutter. Der Frauenarzt sucht so die optimale Stelle für den Einstich, um weder Mutter noch Baby zu verletzen, und führt dann die sogenannte “Punktion” (das Setzen der Nadel) durch. Der Arzt oder die Ärztin entnimmt anschließend bis zu 20 ml Fruchtwasser aus der Fruchtblase. Diese Probe beinhaltet alle notwendigen Grundlagen für die entsprechenden, weiteren Untersuchungen. Hierzu gehören abgestoßene Hautzellen des Fötus als auch ausgeschiedene Zellen aus dessen Darm- bzw. Nierentrakt, die auf natürliche Weise im Fruchtwasser enthalten sind.
Welche Ergebnisse liefert eine Fruchtwasserentnahme ?
Eine Fruchtwasseruntersuchung hilft genauere Erkenntnisse über das Vorhandensein von Anomalien der Chromosomen (z.B. das Down-Syndrom), möglichen Fehlbildungen (z.B. ein Herzfehler, etc.), Erbkrankheiten (wie z.B. Blutkrankheiten, Stoffwechselkrankheiten, Muskelkrankheiten etc.), Infektionen aber auch Nervenschäden (z.B. Spina Bifida) zu erlangen. Des Weiteren lassen sich anhand des pH-Wertes (Säuregehalt) des Fruchtwassers Rückschlüsse auf die Sauerstoffversorgung des Ungeborenen ziehen. Zudem ist es in einem späteren Stadium der Schwangerschaft auch möglich den Entwicklungsstand der Lungen herauszufinden, was vor allem bei zu erwartenden Frühgeburten durchgeführt wird. Die Fruchtwasseruntersuchung kann somit trotz ihrer Risiken als eine nützliche Entscheidungshilfe angesehen werden. Immerhin liefert die Untersuchung Messwerte mit bis zu 98-prozentiger Sicherheit. Im Gegensatz zur Nackenfaltenmessung oder anderen Methoden beruhen die Ergebnisse also nicht auf einer Berechnung von Wahrscheinlichkeiten. Allerdings werden mit der Fruchtwasseruntersuchung nur die Krankheiten erkannt, die im Labor auch tatsächlich untersucht wurden. Bei der riesigen Menge an möglichen Krankheiten muss also vorher selektiert werden, auf welche Krankheiten genau getestet werden soll. Im Umkehrschluss bedeutet dies, wenn keine Krankheiten gefunden werden, dass der Befund leider keine 100-prozentige Unversehrtheit des Kindes garantiert. Bei einer Untersuchung der Chromosomen (DNA-Analyse) werden die im Fruchtwasser enthaltenen Eiweiße untersucht. Hier ist vor allem das Alpha-1-Fetoprotein zu nennen. Ab der 30. Schwangerschaftswoche kann auch eine Blutgruppen- oder Rhesusfaktorunverträglichkeit herausgefunden werden. Damit die im Fruchtwasser enthaltenen Zellen einer genauen Chromosomenanalyse unterzogen werden können, müssen diese zunächst über einen Zeitraum von etwa drei Wochen im Labor vermehrt werden. Vorher sind daher leider keine wirklich exakten Aussagen möglich. Mit Hilfe eines Schnelltests (ein sogenannter FisH-Test) kann jedoch bereits schon nach zwei Tagen die eine Aussage über die Anzahl der Chromosomen getroffen werden. Dieser Tests sagt jedoch nichts über die Beschaffenheit der Chromosomen aus.
Mögliche Risiken einer Fruchtwasseruntersuchung
Bei einer Furchtwasseruntersuchung handelt es sich um einen Eingriff in den Körper der Mutter, der sowohl für die Schwangere als auch für das ungeborene Baby gewisse Risiken beinhaltet. Aufgrund des Arbeitens mit einem sehr spitzen Gegenstand zählen verständlicherweise Verletzungen der Gebärmutter, der Nabelschnur, des Gebärmutterkuchens sowie alle anderen Arten der inneren und äußeren Verletzungen von Mutter und Kind. Manchmal werden durch den Einstich auch innere Blutungen ausgelöst. Ebenso kann eine Fruchtwasseruntersuchung auch nachträglich zu Infektionen, einem Verlust an Fruchtwasser sowie einer möglichen Frühgeburt oder schlimmstenfalls sogar zu einer Fehlgeburt führen. Glücklicherweise treten diese möglichen Risiken nicht sehr häufig auf und die angestochene Fruchtblase verschließt sich wieder von alleine, so dass die Schwangerschaft in aller Regel ganz normal weiter verlaufen kann.